DAS MÖBEL DES MONATS
Schreibschrank
Spätbiedermeier um 1835
Birke furniert auf Nadelholz
Marketerien in Mahagoni und Ahorn im Schreibfach
Breite 96 cm
Tiefe 50 cm
Höhe 172 cm Preis: auf Anfrage
Objektbeschreibung
äußeres Erscheinungsbild:
Es handelt sich bei dem Möbel um einen Schreibschrank bzw. Sekretär,
der mit geflammter Birke furniert ist. Er weist drei Schubladen unterhalb der
Schreibplatte auf, sowie eine weitere oberhalb und einen Kopfschub im Kranzbereich.
Der Korpus wird flankiert von zwei seitlichen, eingestellten, schmalen Dreiviertelsäulen
in Birke. Die Schubkästen und das Schreibfach sind dreiseitig von einer aufgesetzten
Leiste mit Karniesprofil eingefaßt. Das Schreibfach ist gegliedert in ein
zentrales Fach und zehn umgebende Schubkästen, dabei ist die unterste Schubreihe
optisch dreifach aufgeteilt, dahinter befinden sich jedoch ein größerer
linker Schub mit doppelter Scheinblende und ein kleiner rechter Schub. Die Schübe
im Innenfach sind furniert in geflammtem Ahorn und mit querfurnierten Bandeinlagen
aus Mahagoni gerahmt. Das Innenfach ist reich gestaltet mit verspiegelten Seitenflächen,
sechs Säulen nach antikem Vorbild, einem eingelegtem Boden mit Mosaik-Dekor
und einem Giebel mit Zahnfries und Marketerie in Mahagoni. Das Dach ist nach innen
gewölbt und ebenfalls mit einer Maketrie in Mahagoni und Ahorn versehen.
Das Mittelfach läßt sich herausnehmen, dahinter liegen 5 kleine geheime
Schübe in Ahorn.
Konstruktion:
Der Korpus des Schreibschrankes in Brettbauweise ist gezinkt. Fichte dient als
Konstruktionsholz. Die zusammengesetzte Rückwand ist stumpf in seitliche
und einen oberen Falz eingesetzt und verschraubt. Die Schreibplatte besteht aus
einer Rahmen – Füllung –Konstruktion und beidseitig furniert.
Sie ist an geraden, leicht gekröpften Bändern aus Eisen in den Korpus
gehängt. Die Schubkästen unter- und oberhalb des Schreibfaches sind
verdeckt gezinkt mit Fichte als Konstruktionsholz. Die Schubkästen im Schreibfach
sind ebenfalls verdeckt gezinkt mit Ahorn als Konstruktionsholz.
Kulturgeschichtliche Einordnung:
Entstanden ist der Typus des Schreibschrankes im 18. Jahrhundert und ist das Parademöbel
dieser Zeit. Das Stück ist zeitlich dem Biedermeierstil zuzuordnen. Der Begriff
„Biedermeier“ geht zurück auf zwei Gedichte des Dichters Viktor
von Scheffel und wurde erst im Anschluss an diese Epoche geprägt. Der Dichter
und die Generation nach den Freiheitskriegen von 1848 wollten mit dieser Bezeichnung
die damals vermeintlich spießbürgerliche und politisch kleinkarierte
Generation auf einen Nenner bringen.
Der Sekretär oder der Schreibschrank mit seinen zahlreichen Schubkästen,
Ablage- und Geheimfächern gab dem damaligen Handwerker alle Möglichkeiten,
sein Geschick und seine Erfindungsgabe unter Beweis zu stellen. Als eine Art „Schrein“
bewahrte das Schreibmöbel die kleinen und großen Geheimnisse seiner
Besitzer und war das Symbol der Ordnungsliebe, der Bildungsbeflissenheit und des
Briefe - Schreibens.
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Beschreibung der Schäden:
an der Oberfläche:
Die Schäden im Oberflächenbereich zeichneten sich aus durch diverse
gelöste Furnierpartien und einige Fehlstellen im Furnier.
Der originale Oberflächenüberzug war außer im Bereich des inneren
Schreibfaches nicht mehr vorhanden. Über den äußeren Flächen
lag ein dünner, milchiger, fleckiger Firnis. Ablagerungen von Schmutz hatten
sich in den Poren festgesetzt.
an der Konstruktion:
Im Vordergrund standen die konstruktiven Schäden des Möbels. Die Fußkonstruktionen
waren nicht mehr vorhanden, ebenso fehlten Teile der Zierleisten im Sockel- und
Kranzbereich. Die Schubkastenseiten und die Laufleisten im Korpus waren abgelaufen,
und hatten zu teilweisen Substanzverlusten an den Traversen geführt. Die
Schubkästen waren schwer gängig und liefen schief.
Eines der Eisen-Bänder zur Aufhängung der Schreibklappe war gebrochen,
die Schreibklappe selbst klemmte und schliff an den Seiten.
Sämtliche Schlüssel fehlten.
Restaurierungsmaßnahmen:
an der Oberfläche:
Sämtliche gelösten Furnierpartien wurden mit Knochenleim niedergelegt.
Größere Fehlstellen im Furnier wurden der Holzart entsprechend ergänzt
und eingefärbt. Kleinere Fehlstellen wurden gekittet und farblich einretuschiert.
Der Oberflächenüberzug im Schreibfach wurde nur leicht gereinigt. Der
Überzug am Korpus wurde abgenommen (mit Ethanol) und die Flächen mit
einer Schellack Politur eingelassen und handpoliert.
an der Konstruktion:
Die Fußkonstruktion wurde entsprechend historischen Vorlagen in Birke ergänzt.
Ebenso wurden die fehlenden Profilleisten rekonstruiert und ergänzt.
Die Schubkastenseiten und die Laufleisten im Korpus wurden aufgedoppelt mit dünnen
Hartholzleisten. Dabei wurde darauf geachtet, daß so viel Originalsubstanz
wie möglich erhalten wurde. Die Schäden an den Traversen wurden ergänzt.
Das gebrochene Eisenband der Schreibklappe wurde gerichtet. Die Klappe wurde neu
im Korpus positioniert und abschließend sind neue Schlüssel angefertigt
worden. |